sirens cunt be silenced – eine Tanz- und Video-Performance über „schöne Morde“ und femizidiale Gewalttaten
In Residenz von 14.10. – 3.11.2024
Studio Showing am 31.10. um 19:30 Uhr
Mit Agnetha Jaunich, Sara Escribano Meanza, Jasmina de Boer und Ariella Karatoulu
„Ein guter Mord, ein echter Mord, ein schöner Mord. So schön, als man ihn nur verlangen tun kann“, heißt es in Woyzeck bei der Betrachtung der toten Marie. Es ist ein Mord, der die ikonografische Checkliste abhakt. Die Getötete: jung, weiblich gelesen. Das Motiv: Eifersucht, Promiskuität. In vielen Klassikern der westlichen Kultur finden wir dieses Motiv.
Weinend über die „hübsche Leiche“ gebeugt, kann der männliche Akteur seine Weltanklage proklamieren. Femizidale Plots enden mit den Tränen des Täters, der Sympathieträger und Identifikationsfigur bleiben soll. Schließlich hat er es aus nachvollziehbaren Gründen getan … oder nicht? “
In der Performance „Sirens cunt be silenced“ betrachten die Tänzerinnen Jaunich und Escribano das Bild der weiblich gelesenen Person als Objekt und Projektionsfläche für Lust und Sünde. Sie suchen nach Zusammenhängen von kulturellen und gesellschaftlichen Motiven und fragen nach dem Einfluss der künstlerischen Narrative auf uns. Sie verflechten Tanzkunst und Projektionen miteinander und lassen Bilder entstehen, die zwar den zu oft entschuldigten „Mord aus Leidenschaft“ thematisieren, jedoch die Bilder umkehren, verdrehen und so eine Neu-Interpretation ermöglichen. Es ist längst überfällig mit dem Bild der entschuldbaren Morde aus Leidenschaft abzurechnen, denn: Es gibt keinen „schönen“ Mord.
Performance: Agnetha Jaunich und Sara Escribano Meanza Musikproduktion: Jasmina de Boer
Szenografie: Ariella Karatoulu
Über Jaunich|Escribano
Agnetha Jaunich (sie/ihr oder they/them) arbeitet als Tänzerin, Performerin und Choreografin. Nach ihrem Studium am Institut für Performative Künste an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig arbeitete sie u.a. für die Tanzabteilung des Staatstheaters Kassel unter Leitung von Johannes Wieland, das New Butoh und Space Dance Centre Tokyo in Japan und das Theaterlabor Bielefeld. 2012 entstand Agnethas erste eigene choreografische Arbeit als freiberufliche Künstlerin. Seitdem sind zahlreiche Produktionen für theatrale und nicht-theatrale Räume entstanden. Gesellschaftlichspolitische Positionen bilden den Nährboden für jede künstlerische Auseinandersetzung. Ein Stipendium des Goethe Instituts ermöglichte ihr 2022 ihre Recherche zu Gemeinschaftsbildenden Prozessen und künstlerischer Praxis in Rotterdam, Nottingham und Köln zu vertiefen. 2023 wurde sie vom Landesverband Freie Darstellende Künste Bremen in Kooperation mit dem TanzNetzDresden und TanzXchange Münster eingeladen, ihre Arbeitsmethoden gemeinsam mit anderen professionellen Tanzschaffenden in einer Peer to Peer Academy weiter zu erforschen. Seit 2024 ist Agnetha, neben ihrer Arbeit als freiberufliche Performerin und Tänzerin, Institutionsübergreifend an der Akademie für Theater und Digitalität und dem Theater im Depot Dortmund als Mentoring für Nachwuchskunstschaffende im Bereich Performance und Digitalität tätig.
Sara Escribano (sie/ihr) ist eine freischaffende Tanzkünstlerin aus Köln. Nach ihrem Studium des klassischen Tanzes erwarb sie einen BA in Choreographie und Tanzaufführungstechniken (ES) und einen Master-Abschluss in zeitgenössischem Tanz an der Copenhagen Contemporary Dance School (DK). Ihr choreografischer Ansatz ist inspiriert von sozialen gesellschaftliche Themen und literarischen Werken, wobei sie stets persönliche Erfahrungen mit einbezieht. Ihre Projekte wurden auf Tanzfestivals gezeigt, darunter NEW NOW Festival ’23 (Essen/Dortmund), PulsLab#1 ’22 (Düsseldorf), Festival Straßenkunst Aktionen ’21 (Wuppertal), und Muziek Biennale ’20 Niederrhein/Avantgarten (Liedberg). Im Jahr 2022 wurde sie mit dem DISTANZ-Solo Förderpreis des Dachverbandes Tanz ausgezeichnet, um ihre eigene Methodik des künstlerischen Schaffens weiterzuentwickeln, woraufhin sie vom Landesverband Freie Darstellende Künste Bremen in Kooperation mit dem TanzNetzDresden und TanzXchange Münster ausgewählt wurde, ihre Forschung mit anderen Professionellen in der Peer to Peer Academy ’23 (Bremen) auszutauschen. Ihr beruflicher Werdegang als Tänzerin umfasst u.a. zwei Spielzeiten am Stadttheater Pforzheim (Deutschland) unter der Leitung von Guido Markowitz. Außerdem war sie zuvor in Tanzkompanien und Tanztheaterprojekten in Spanien und Italien tätig, wo sie mit Antonio Aparisi, Ivan Pérez, Asun Noales, Mamen García, der Compañía Improvisada und Iuvenis Danza zusammenarbeitete.
Termine
Aufführungen:
12. + 13. Dezember 2024 im Theaterhaus Tor 6 | Hermann-Kleinewächter-Str. 4, 33602 Bielefeld jeweils um 20.00 Uhr
18. + 19. Dezember 2024 im Produktionshaus barnes crossing | Industriestraße 170, 50999 Köln jeweils um 19.30 Uhr
13. + 14. Februar 2025 im atelier automatique | Rottstraße 14 , 44793 Bochum
jeweils um 20.00 Uhr
Reservierungen unter: agnetha.jaunich@web.de
In Kooperation mit dem Kunsthaus Helleweg und FAST Paderborn
Gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalens, NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste, dem Kulturamt Bochum, dem Kulturamt Bielefeld und der Sparkasse Bielefeld
Unterstützt durch die Tanzresidenz 2024 im Quartier am Hafen und durch das Koproduktionslabor Dortmund
Foto © Agnetha Jaunich und Ester Garijo