Ausstellung vom 1. bis 17. März 2024 im Club Eigelstein. Stille Projektionen: Vier Wände. Drei Projektionen. Ein Text.
Titelbild: Thyra Schmidt, Detail aus Komplimente, 2023/24 © VG Bild-Kunst, Bonn.
Die Künstlerin Anne Schülke (Düsseldorf) ist 2024 Gast im QaH und organisiert die Ausstellungsreihe Stille Projektionen: Vier Wände. Drei Projektionen. Ein Text. In diesem räumlichen und technischen Setting entstehen vier Visualisierungen. Eingeladen sind Thyra Schmidt (Düsseldorf), Hanna Koch (Düsseldorf), Susanna Schoenberg (Köln) und Swinda Oelke (Frankfurt/M).
Die poetischen, beobachtenden, reflektierenden und analytischen Arbeiten handeln von Intimität und Begegnung, Innenräumen und Umgebungen, Bezeichnung von Körpern durch Sprache und der Rolle der Technik. Sie werden begleitet und ergänzt von Kommentaren: Vier Künstlerinnen, die ein Studio oder Stipendium im QaH haben oder hatten, reagieren am jeweils letzten Ausstellungstag auf die Arbeit ihrer Kollegin. Der Medienwissenschaftler Stephan Trinkaus bringt im Laufe des Jahres einen diskursiven Kommentar ein. Im Zentrum der Reihen stehen also, neben der Vorstellung von vier künstlerischen Positionen, Austausch und Annäherung: Welche Formen der Begegnung werden sich entwickeln?
Die erste Ausstellung der Reihe fand aufgrund der Sturmschäden am Quartier am Hafen im Club Eigelstein c/o 2 Pilots statt und zeigte die an die neuen räumlichen Bedingungen angepasste Installation Komplimente von Thyra Schmidt sowie einen Kommentar von Kim Collmer.
Thyra Schmidt schreibt über ihre Arbeitsweise und ihre Installation:
„Die Grundlage meiner künstlerischen Arbeiten bilden selbstverfasste Texte, mit denen ich diverse zwischenmenschliche Zustände beschreibe, um gesellschaftliche Erfahrungen widerspiegeln zu können. Für die Visualisierung des jeweiligen Inhalts und im Hinblick auf die Umsetzung im Raum nutze ich verschiedene audiovisuelle und druckgrafische Techniken. Die Installation Komplimente (2023/24) besteht aus einer fünfteiligen Siebdruckreihe, für die ich eine konzeptuell angelegte Fotosequenz einer Postkartenserie der deutschen Marine im 1. Weltkrieg verwendet habe, und einem von mir konstruierten Dialog über einen erotischen Moment, umgesetzt in einer großflächigen Textprojektion als lautloses Video. Mich interessiert in diesem bildnerischen Zusammenspiel die Interpretierbarkeit von Weiblichkeit und Empathie: Das Kartenmotiv zeigt in Variationen eine junge Frau am heimischen Tisch sehnsuchts- und hoffnungsvoll auf den Geliebten wartend. Die Empfängerinnen dieser Karten sollten sich mit dem Fotomodel des Kartensujets identifizieren. Der projizierte Text gibt eine Konversation zwischen Muse und Künstlerin wieder. Die Aussagen sind jedoch nicht eindeutig einer jeweiligen Position zugeordnet. Eine Situation (im Spiegel), die offenlässt, um wie viele Akteurinnen es sich handelt.“
Thyra Schmidt lebt und arbeitet in Düsseldorf. Sie studierte u.a. bei Dörte Eißfeldt an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig (2000–2001) und bei Thomas Ruff an der Kunstakademie Düsseldorf (2001–2005). Seitdem stellt sie regelmäßig im In- und Ausland aus und erhielt zahlreiche Stipendien. Zudem arbeitet sie mit anderen Künstler:innen in vielseitigen Ausstellungs- und Publikationsprojekten zusammen. So initiierte sie beispielsweise 2017 gemeinsam mit Hannes Norberg das Projekt Neue Fotografie, ein Forum für Fotografie im Kontext der bildenden Kunst.
Am letzten Ausstellungstag zeigte Kim Collmer von 15 bis 18 Uhr einen Kommentar: Ihre Videoprojektion The Pin Ups von 2006. The Pin Ups wurde während einer Kunst-Residency bei sub-art in Kroatien gefilmt und wandelt das traditionelle gestellte Foto in ein bewegtes Bild um. Als Reflexion über die gegenwärtige obsessive Fotokultur zeigt The Pin Ups stattdessen eine einzelne, ruhige Totale, die sich auf die Intensität des Blicks, den Moment, konzentriert. Die unerbittliche Länge der Aufnahme deckt auch die inszenierte und unnatürliche Positionierung hinter der Fassade auf. Die anfänglich heiteren Posen wirken etwas schmerzhaft, je länger die Kamera die Modelle festhält. Diktiert die Kamera die Länge der Pose oder wollen die Modelle selbst das Posieren beenden?
Geöffnet
Donnerstags und Sonntags, 15–18 Uhr. Die Projektion war von Donnerstagnachmittag bis Sonntagabend von außen einsehbar.
Vernissage
Donnerstag, 29. Februar 2024, 19 Uhr
Finissage
Sonntag, 17. März 2024, 15–18 Uhr
Mit einem Kommentar von Kim Collmer
Die Ausstellung wurde im Rahmen des Kurator:innenprogramms realisiert und durch das Kulturamt der Stadt Köln gefördert.