Residenz


Durch seine Strukturen ist es dem QaH möglich, einen grundlegenden Beitrag zur Stärkung regional ansässiger Kunstschaffender zu leisten. Um diesen Ansatz des Austauschs weiter nach Innen und Außen auszubauen, hat sich das QaH 2017 zum Ziel gesetzt, über die bestehenden Strukturen hinaus ein internationales Residenzprogramm aufzubauen und stellt hierfür ein Residenzatelier mit Schlafmöglichkeit zur Verfügung. Bereits bestehende Kooperationspartner sind das Queens Collective in Marrakech (Marokko), Kyoto Köln e.V. / Kyoto Art Center (Japan) , das Goethe-Institut Vila Sul in Salvador Bahia (Brasilien), der THK Gallery in Kapstadt (Südafrika) und das Suzanne Dellal Center in Tel Aviv (Israel). Das Quartier am Hafen sucht konstant weitere Kooperationspartner um sein Residenzprogramm kontinuierlich auszubauen.

Residenzen im QaH

re:stART
exchange, connect, reflect

Um das Residenzprogramm im Quartier am Hafen weiter ausbauen und professionalisieren zu können, erhalten wir seit 2024 eine Förderung von der RheinenergieStiftung Kultur. Unter dem Titel re:stART – connect, exchange, reflect planen wir im aktuellen Jahr zunächst die Kooperation mit weiteren internationalen Partnern, um dann ab 2025 eine vollständige Auslastung unseres Residenzateliers zu erreichen.

Ein Hauptanliegen des Quartiers besteht darin, den internationalen Austausch in der Kunstszene nach den Herausforderungen der Pandemie kritisch und nachhaltig wieder zu beleben. Durch re:stART sollen internationale Künstler:innen weiterhin und verstärkt die Möglichkeit erhalten, im Quartier am Hafen kreativ tätig zu sein und gleichzeitig ihre künstlerischen Visionen und Ideen aus verschiedenen Ländern und Kulturen in die Kunst- und Kulturszene Kölns einzubringen. Kölner Künstler:innen wollen wir diese Möglichkeit im Ausland mit unseren Kooperationspartnern bieten.

Dabei versteht sich die Unterstützung der RheinEnergieStiftung Kultur als eine globale Förderung über alle Projekte mit den verschiedenen Akteur:innen hinweg. Daneben ist das Quartier am Hafen regelmäßig im Austausch mit möglichen Förderern und Förderinnen zu länderspezifischen Teilprojekten. Sollten Sie als Organisation oder Unternehmen daran interessiert sein, einen bestimmten Austausch zu fördern, melden Sie sich gern jederzeit unter info@qah.koeln.

Aktuelle Residenzen

Köln / Kapstadt

2024: Driaan Claassen

Von Mai bis Juni 2024 war der südafrikanische Künstler Driaan Claassen im Quartier am Hafen zu Gast. Er war Teil des Austauschs, den das Quartier mit der THK Gallery in Kapstadt pflegt.

Driaan Claassen war 2024 im Quartier am Hafen.

Aus seiner Zeit in Köln ist das Projekt Digital Nomad Revolution hervorgegangen. In einer Synergie von traditionellem Handwerk und digitaler Innovation nutzt Driaan Claassen sein handwerkliches Wissen – etwa in Bronzeguss, Holzschnitzerei, Keramik, Kupferkristallzucht, Drahtweberei und Beton, um komplexe Werke digital zu entwerfen und zu visualisieren, die dann von Experten auf den jeweiligen Gebieten hergestellt werden können. Mit dieser Methode befreit er sich von physischen Zwängen der Werkzeuge und Materialien. Diese neu gewonnene Mobilität ermöglicht, verschiedene kreative Prozesse und Produktionstechniken auf der ganzen Welt zu erforschen und zu erproben. 

Den Bildern, die Driaan Claassen zum Abschluss seiner Residenz entworfen hat, entsprechen keine physisch greifbaren Gegenstände. Jedes Bild wurde digital erstellt, entweder mithilfe einer KI oder durch aufwändige 3D-Renderings. Im Rahmen dieses Digital-First-Ansatzes können experimentelle Entwürfe – für Schmuck, monumentale Skulpturen oder neue Materialien – ohne finanziellen Mehraufwand entstehen. Die Möglichkeit, Prototypen zu erstellen und zu visualisieren, ohne sie zu produzieren, schont nicht nur Ressourcen, sondern fördert auch kreative Freiheit. 

Die Revolution der digitalen Nomaden eröffnet auch einen breiteren Diskurs über die Rolle der Technologie in der Kunst und im Kunsthandwerk. Es stellt die traditionellen Vorstellungen davon in Frage, was ein Künstleratelier ausmacht und wie Kunstwerke geschaffen und gewürdigt werden. Darüber hinaus findet durch Verwendung digitaler Werkzeuge eine Demokratisierung der Kreativität statt, die denjenigen, die über das Wissen und die Grundausstattung verfügen, den Zugang zur Umsetzung ihrer Ideen ermöglicht.

Dieses Projekt zeigt, dass Künstler mit den richtigen Werkzeugen und digitalen Kenntnissen geografische und finanzielle Grenzen überwinden und mit einem globalen Netzwerk von Produzierenden zusammenarbeiten können. Es ist ein Beweis für das Potenzial digitaler Werkzeuge, den kreativen Prozess zu revolutionieren und ihn integrativer und umfassender zu gestalten. 

Köln / Kyoto

2020: Philipp Dreber

Von Januar bis März 2020 hat Philipp Dreber im Rahmen des Austauschprogramms mit dem Kyoto Art Center  acht Wochen in Japan verbracht. Inspiriert von einem Regenschauer entwickelte er den Arbeitszyklus Rain in Kyoto. Die raumgreifende Komposition aus 250 Regenschirmen stellte er im Auditorium des Kyoto Art Center aus. Während einer Ausstellung im Q18 im Sommer 2023 arbeitete Philipp aktiv an seiner Lichtinstallation DROP und präsentierte Variationen aus dem Arbeitszyklus.

Aufnahme des visuellen Künstlers und Designers Philipp Dreber vor Wasser
Philipp Dreber ist visueller Künstler und Designer.

Seit 2010 ist Philipp freischaffender Künstler. Er widmet sich Eingriffen in öffentlichem Raum und Architektur, der Schnittstelle, in der künstlerische Gestaltung und der menschliche Lebensraum aufeinandertreffen. Er fühlt sich in die Möglichkeiten und Besonderheiten eines Ortes oder Themas ein, um auszuloten was ein konkreter Eingriff auszurichten vermag.

In seinen Skulpturen beschäftigt er sich mit physikalischen Phänomenen von Licht, Wasser und Wind und arbeitet besonders mit reflektierenden Oberflächen. In seiner Vorstellung sind Dinge nie als getrennt von der Umgebung zu betrachten. So werden Beziehungen zwischen der Welt und dem Objekt spürbar. Philipp sucht in seiner Arbeit nach ganzheitlichen Antworten und gibt dem Betrachter die Möglichkeit, sich andere Perspektiven zu erschließen und neue Konnotationsebenen zu eröffnen.

Dieses verleiht seinen Installationen eine Unmittelbarkeit. Gesellschaftliche Zuschreibungen und Lesarten werden in Philipps Installationen und Objekten in Frage gestellt und neu formuliert. Auf diese Weise entstanden in den letzten Jahren vielseitige Werke. So schuf er beispielweise eines der größten Hologramme im öffentlichen Raum in Viersen, ein Spielschiff für Kinder im Kölner Rheinauhafen, schwimmende Skulpturen in Schloss Dyck und die interaktive Installation NEGUA zusammen mit dem Künstler-Kollektiv Kalypso, die mit dem Blooom Award ausgezeichnet wurde und auch in Süd Korea zu sehen war.

Ein weiterer Aspekt in Philipps Arbeit stellt die Forschung generativer Designprozesse dar. Mittels computerunterstützter Modellierung simuliert er das Verhalten und die Bildung von Schwärmen. In seinem Residency-Projekt in Kyoto untersucht Philipp die Beziehung zwischen modernen Designprozessen und japanischer traditioneller Handwerkskunst. Er stellt diese beiden Formfindungsprozesse gegenüber, um aus ihnen eine Synthese zu schaffen.

2019: Kyoko Nomura & Yuki Roda

Residency Exchange ProgrammA cooperation ofQuartier am Hafen, Cologne – Kyoto Art Center, Kyoto, Japan // Artists in Residency: Kyoko Nomura & Yuki Roda (Kyoto) – SPREADING FEAR (Working Title)

As part of the new residency exchange program between Quartier am Hafen Cologne and Kyoto Art Center in Kyoto Japan, the dancer and choreographer duo KYOKO NOMURA & YUKI GODA from Kyoto haven been guests in Cologne from November 2018 to the end of January 2019. In cooperation with the dancers MARJE HIRVONEN (Cologne), MARIA MERCEDES FLORES (Cologne), NIKOS KONSTANTAKIS (Cologne), DARIUS BOGDANOWICZ (Brussels) and the visual artist MARIANNE LINDOW (Cologne), the theme “fear“ has been explored from different cultural backgrounds and experiences in order to jointly develop a performance in five individual solos, complemented by visual art works within the setting.

The Work in Progress of the project was shown at KYOTOBAR in Cologne on Friday 25th and Saturday 26th January 2019, at 7 pm.

FEAR is co-produced by Quartier am Hafen and Kyoto Art CenterFunded by Quartier am Hafen, CologneCredits: Photos by Alec CrichtonIn cooperation with

Köln / Tel Aviv:
Entering Spaces

Eine deutsch-israelische Kooperation mit Tanzkünstler*innen von NRW und dem Suzanne Dellal Centre for Dance and Theatre in Tel Aviv

Das Kooperationsprojekt ENTERING SPACES bündelt die Energien des Kölner Quartier am Hafen und des israelischen Suzanne Dellal Centre (Tel Aviv), um aufstrebenden Choreograph*innen/Tanzkünstler*innen einen interkulturellen Austausch im Rahmen fortlaufender Residenzen zu ermöglichen. Ziel der gemeinsamen Mission ist es, Choreograph*innen in ihrer künstlerischen Praxis zu unterstützen, diese weiterzuentwickeln sowie ihr internationales künstlerisches Profil und Netzwerk zu stärken.

Jede der beiden Institutionen bringt ihre Expertise und einzigartigen Ressourcen ein, um künstlerische Möglichkeiten in Form von Kreativ- und Performance-Residenzen für junge Tanzkünstler*innen zu schaffen, wobei der jeweilige Schwerpunkt auf der Zusammenarbeit mit lokalen (NRW) Künstler*innen und Gemeinden liegt.

Der Name dieser Kooperation ist dabei wörtlich zu nehmen: In sowohl individuellen als auch kollektiven Residenzen in beiden Ländern und Institutionen werden neue performative/kulturelle Orte betreten, um die im Laufe dieser Prozesse generierten Erkenntnisse in gezielten Diskursen und erweiterten künstlerischen Kooperationen zu verstetigen. Dabei stehen choreografische/tänzerische Qualität und der interkulturelle Austausch im Zentrum der Kooperation.

Das Pilotprojekt 2021 in Köln hat das Potential dieser Kooperation bereits gezeigt. Trotz aller Corona-bedingten Schwierigkeiten im Vorfeld, war es ein groẞer Erfolg auf vielen Ebenen. Das Austauschprogramm gab der jungen Choreografin Annabelle Dvir mit den beiden Tänzerinnen Adi Eytan und die Möglichkeit fokusiert an neuen Ideen zu arbeiten, diese dem Kölner/NRW- Publikum an insgesamt 3 Abenden zu zeigen (in der TanzFaktur Köln und dem Festival “LaCorrupta”) und sich in der Tanzszene NRWs zu vernetzen. Der Erfolg blieb nicht ohne Ergebnis: das Publikum war begeistert.

Die Pilotphase wurde gefördert durch das Büro des Landes Nordrhein-Westfalen für Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Jugend und Kultur in Israel

Fotos: Alessandro De Matteis

Upcoming: Köln / Istanbul
Seyir Quartier

Erstmals laden wir 2025 unter dem Titel Seyir Quartier¹ türkische Autor:innen ein, unser Residenzatelier zur Arbeit und Vernetzung zu nutzen. Ziel ist es, einen Dialog über die aktuelle Situation der Künstler*innen in der Türkei zu schaffen und ausgewählten Resident*innen die Möglichkeit zu bieten, trotz der angespannten politischen und ökonomischen Situation am internationalen Austausch teilnehmen zu können. Bisher besteht vor allem die Möglichkeit für Kölner Künstler:innen, ein Stipendium in der Partnerstadt Istanbul zu erhalten. Für den Austausch in die andere Richtung soll Seyir Quartier sorgen.

Dazu haben wir uns mit Sedef İlgiç und Çağla Vera vom Projekt istanbulberlin zusammengeschlossen, das schon jetzt für kulturelle und künstlerische Begegnung in der Türkei und Deutschland steht. Sie sind als Projektpartnerinnen für die Organisation in Istanbul verantwortlich. In Köln soll das Quartier am Hafen den Resident:innen beim Aufbau eines persönlichen Netzwerks zur Seite stehen, wobei wir schon jetzt im Gespräch sind mit möglichen Kooperationspartner:innen vor Ort. Bei einem Netzwerktreffen am 9. März haben wir die Pläne erstmals mit Akteur:innen der Kultur- und Literaturszene geteilt und zur Diskussion gestellt, bevor wir uns wieder in die interne Planung zurückgezogen haben. Updates zum Ablauf, den Kriterien und dem Open Call gibt es bald hier.

¹Das türkische Wort „seyir“ kann sowohl Betrachtung, (Kreuz-)Fahrt als auch Bewegung bedeuten. Der begrifflichen und räumlichen Weite des internationalen Austauschs steht die lokale, nachbarschaftliche Bedeutung des Quartiers gegenüber. 

Weitere Kooperationen

Köln / Tel Aviv: Kunststiftung NRW

Im Rahmen ihrer Residenzstipendien ermöglicht die Kunststiftung NRW zwei Künstler:innen aus Israel einen sechsmonatigen Aufenthalt in Köln. Seit 2024 ist das Quartier am Hafen Kooperationspartner und temporäres Zuhause und Arbeitsort für die Residenzgäste.

2024: Naama Roth

Seit Juli ist die israelische Künstlerin Naama Roth zu Gast im Quartier am Hafen. In ihren Istallationen hinterfragt sie die Flüchtigkeit der Wahrnehmung und den instabilen Status der Realität. Illusionen, Verdoppelungen, Schatten, Spiegelungen und Filter sind Teil ihres künstlerischen Vokabulars. Aktuell dekonstruiert Roth in ihrer Arbeit kulturelle und architektonische Archetypen und deren verborgene ideologische Resonanzen.

Naama Roth, WELL, 2024 photo by Elad Sarig

Naama Roth wurde in Tel-Aviv geboren und erwarb ihren BFA-Abschluss an der Shenkar Academy of Kunst und Design (2015) und ihren MFA an der LUCA Kunsthochschule in Brüssel (2019) mit großer Auszeichnung („Magna Cum Laude“). Sie wurde mit dem Margaret und Sylvan Adams Preis für junge Künstler ausgezeichnet (2019), erhielt ein Stipendium der Rabinovich Foundation 2018, 2024 Rappaport-Preis für junge Künstlerin 2021 (Ankaufskomitee) und den Young Artist Award vom Ministerium für Kultur und Sport (Israel).

Vergangene Residenzen

Köln / Marrakech

Ein Forschungsaufenthalt und Austauschprogramm für Künstler:innen aus Köln/Deutschland und Marrakesch/Marokko.

Das Programm bringt 1 marokkanische:n und 1 deutsche:n multidisziplinäre:n Künstler:in zusammen, die beide ein großes Interesse am interkulturellen Austausch haben und den Wunsch hegen gemeinsam zu forschen, zu arbeiten und individuelle und kollektive Initiativen durch künstlerische Arbeit und kritische Diskussionen zu reflektieren.

Es richtet sich an Künstlerinnen und Künstler, die mit einem Künstler/Innen einer anderen Disziplin/Kultur in unterschiedlichen sozialen und kulturellen Kontexten zusammenarbeiten und über ihre künstlerische Arbeit reflektieren wollen und die an einem Dialog über Kultur, Kunst und Arbeitsmethoden interessiert sind.

Der Austausch ist in zwei Phasen unterteilt:
Phase 1:
Der Künstler aus Köln wird nach Marrakesch eingeladen, um mit dem in Marrakesch ansässigen Künstler für 5 Wochen im Queens Collective (www.queenscollective.org) zu leben und zu arbeiten. Die zweite Phase findet im Mai 2017 statt.

Die zweite Phase:
Die Künstlerin aus Marrakesch wird nach Köln eingeladen, um mit der in Köln lebenden Künstlerin für 5 Wochen im Quatier am Hafen zu leben und zu arbeiten. Die erste Phase findet im September 2017 statt.

https://www.queenscollective.org/qah-queens
Stipendiaten Austauschprogramm Marrakech/Köln 2018

Das Programm wurde gefördert vom Quartier am Hafen und dem Kulturamt der Stadt Köln

Köln / Salvador

Lia Cunha ist aktuelle Stipendiatin des Residency Austausch Programms zwischen Quartier am Hafen, Köln und dem Goethe-Institut, Vila Sul, Salvador de Bahia, Brasilien. Während ihres zweimonatigen Aufenthalts geht es um die Kooperation mit Kölner Künstlern und deren Einbeziehung in bestehende kollektive und langfristige Arbeits- und Austauschprozesse, z.B. zu Künstlerbüchern, Spaziergängen und interdisziplinären Fragestellungen.

Lia Cunha (*1987 in Salvador Bahia, Brasilien) entwickelt ganzheitliche kollaborative Kunstprojekte. Unter dem Label „Duna“, Atelier und Kunstverlag, erforscht sie das Künstlerbuch mit seinen interdisziplinären Möglichkeiten mit dem Fokus auf auf Buchobjekte, Künstlerbücher, illustrierte Bücher, Kinderbücher und musikalische Publikationen. Zudem beschäftigt sie sich mit „Nichtorten“ und „Spaziergängen“ als ästhetische und poetische Praxis.

Gefördert von der Stadt Köln